Wenn Achim Moesgaard an seine Kindheit in Berlin um 1930 denkt, taucht zuerst das Haus am Wannsee auf: hell, friedlich und heiter, mit Hortensien, Himbeergelee und dem geliebten Onkel Sami. Dazu die elegante Mutter, wie sie mit ihm und seinem älteren Bruder im Adler-Kabrio über die Avus flitzt. Aber dann ist da das Bild der düsteren Wohnung am Corso in Tempelhof mit dem wortkargen Vater. Und die Klassenkameraden, die ihn hänseln, den strubbeligen Schwarzhaarigen, der anders ist als sie. Bis eines Tages ein neuer Sportlehrer kommt und gleichzeitig Onkel Sami fort ist. Dies ist die beklemmende Lebensgeschichte eines heranwachsenden Jugendlichen, der durch das Schweigen im Elternhaus und ein bis zuletzt gehütetes Geheimnis der Mutter einer verführerischen Ideologie ausgeliefert ist. In intensiven Bildern, Traumsequenzen und schnell wechselnden Tempi schildert Fritz J. Raddatz aus der Perspektive des Ich-Erzählers Nähe und Ferne der Erinnerung und erreicht auf diese Weise eine geradezu expressionistische Dynamik des Geschehens, das in Vernichtung und Grauen endet.
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