Was für ein wundervoller Schal! Schauen Sie sich nur das Patchwork-Muster an: Es erinnert an Quilts, die in aufwendiger Handarbeit aus vielen Stoffstücken gefertigt werden. Und tatsächlich geht das Design des Schals auf einen echten Quilt zurück, der sich in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Die amerikanische Kunsthandwerkerin Lucy T. Pettway (1921-2004) war Quilterin bei Gee’s Bend in Alabama und hat die Decke mit dem Titel »Housetop und Bricklayer with Bars« um 1955 gefertigt. Bereits mit zwölf Jahren begann die Farmerstochter bei ihrer Mutter und den Tanten das Quilten zu lernen. Bei ihrer Stoffdecke, die etwa 2,3 x 2 Meter misst, handelt es sich um den einzigen Gee’s Bend-Quilt in den Beständen des Museums, der absichtlich bildhaft erscheint: Pettway realisierte eine imaginäre Luftaufnahme der alten Pettway-Plantage ihrer Familie, die früher Joseph Gee gehört hatte. Frauen, die auf der von Gee 1816 gegründeten Baumwollplantage versklavt wurden, kreierten anfangs mehr aus praktischen, denn aus künstlerischen Gründen aus Stoffresten etwas Neues, um wärmende Textilien und Decken zu haben. Diese Tradition wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die versierten und hochbegabten Handwerkerinnen von Gee’s Bend haben die Steppkunst seit dem 19. Jahrhundert gepflegt. Das gemeinsame Quilten hatte immer auch eine soziale Komponente, denn die Frauen kamen zusammen und erzählten.