Hölderlins Hyperion gilt neben dem Faust als Inbegriff klassischer deutscher Dichtung. Seine Wirkung insbesondere auf Kunst und Künstler des 20. Jahrhunderts ist von einmaliger Intensität. Dieser lyrisch-elegische Roman vereint Utopie und verzweifelte Resignation mit der Haltung des Nicht-Aufgebens. Er bewahrt den Traum einer erneuerten Gemeinschaft in der desillusionierenden, eiskalten Geschichte des Tags. Aber er lehnt implizit auch die Diktatur der Jakobiner grundsätzlich und tief schockiert ab. Die Reinheit des Ideals findet keinen Weg in die brutale Wirklichkeit. (Wolfgang Heise)