Sie schläft mit Fürsten und Baronen, mit Bankiers und Kirchenmusikern, mit Jünglingen und Frauen, verführt und wird verschlungen, spannt aus und wird eingespannt, erkundet und wird erkundet. Alles selbstredend zum Zwecke der Therapie. Denn Wilhelmine Schroeder-Devrient (1804-1860), die vermeintliche Protagonistin, beginnt ihrem Arzt »meine Erfahrungen und Anschauungen über das Fühlen und Denken der Frauen mit Bezug auf den wichtigsten Moment ihres Daseins: die Liebe und Vereinigung mit dem Manne, mitzuteilen.« Die berühmte Sopranistin, die die Pamina in Mozarts »Zauberflöte« und die Titelrolle in Carl Maria von Webers »Euryanthe« sang und mit Beethoven bekannt war, schreibt sich in Briefen ihre sinnlichen Aventüren zwischen Frankfurt, Budapest und Wien, Florenz, Rom und Paris von der lustvollen Seele. Ein Klassiker der erotischen Prosa und ein Taumel aus Fellatio und Orgien, aus Staunen und Wollust, aus Natursekt und Champagnerspielen, aus »Szeptern, Dolchen und Speeren, aus Liebeszwingern, Muscheln und Grotten«. Ein Schelm, wer dahinter einen männlichen Verfasser vermutet. Die detailfreudigen Schilderungen und Reflektionen bilden ein Psychogramm der Lust und ein Brevier sexueller Fantasien (und Gepflogenheiten) des 19. Jahrhunderts. Die Neuausgabe der »Memoiren« basiert auf der 1851 in der Babylon-Presse zu Budapest erschienenen, auf 300 Stück limitierten Ausgabe. (Haffmans)