Gernsbach 2006. Die Mittelgebirge, die Böhmen und Mähren umschließen, haben zu keiner Zeit verhindert, dass starke Einflüsse von außen in diesen Raum gelangten, der seinerseits kräftige Wirkungen in die Nachbarländer hinein entfaltete. Die Region im Herzen Mitteleuropas war im Laufe ihrer Geschichte ein Ort besonders intensiver Begegnung, wobei ethnische und religiöse Gegensätze auch Konflikte mit sich brachten. Vor allem Deutsche und Tschechen lebten aber eher in Symbiose miteinander, bevor im 19. und 20. Jahrhundert scharfe Gegensätze aufbrachen, was zu den bekannten traurigen Verwicklungen führte. Bernd Rill wendet sich daher bewusst aus einer europaweiten Perspektive der Geschichte Böhmens und Mährens zu. Seine groß angelegte Übersicht reicht von den Anfängen der Besiedlung in der Steinzeit bis zum EU-Beitritt Tschechiens, wobei sich die Darstellung zur Gegenwart hin stetig verdichtet. Es ist eine gewandt und lebendig, ja mit Witz erzählte Geschichte, bei der bei aller Liebe zur Detailschilderung die große Linie stets erkennbar bleibt. Rill setzt dabei mitunter überraschende Akzente, scheinbar Altbekanntes wird in neuem Licht präsentiert, und neben der politischen Geschichte bleibt Raum für Sagen und Legenden, für Geistesgrößen wie Comenius und auch für eine literarische Gestalt wie den Schwejk.