Die Laokoon-Gruppe gilt als »das wohl berühmteste Stück antiker Skulptur«, doch man betrachtet sie heute »mit halb staunendem, halb fragendem Blick«. Überraschende Entdeckungen lösen die Widersprüche der Forschung und führen zu einem packenden Bild. Den Vordergrund bestimmt die Sternstunde der Entdeckung des Denkmals im Jahre 1506. Humanisten, Künstler und Päpste festigen den von Plinius begründeten Ruhm des Laokoon und erliegen doch einem schöpferischen Mißverständnis, das erst jetzt seine Aufklärung findet. Im Mittelpunkt stehen Vergil und der von Rhodos heimkehrende Kaiser Tiberius, dessen Kronrat die Gruppe aus dem Marmor hauen läßt zum Gedächtnis des Opfers, das gebracht werden mußte, damit Troja sich in Rom erneuerte. Aus dem Hintergrund treten ins Blickfeld die Fürsten und Feldherren hellenistischer Zeit, denen das Schicksal des Laokoon in den welthistorischen Auseinandersetzungen zwischen West und Ost, als Korinth, Karthago, Numantia zerstört werden, zum Gleichnis der Sinnlosigkeit eines andauernden Krieges wird, der mit der Zerstörung Trojas begann.