Das Verhältnis der Deutschen zum Wald ist besonders: ob der Christbaum für die Weihnacht oder die Eiche als Stellvertreter der deutschen Mentalität, wenn es um seinen Wald geht, versteht der Deutsche keinen Spaß. Nicht nur, dass er ihn mit Symbolhaftigkeit -Seelenruhe oder Schönheit, Unheil oder Grauen - belastet, wenn es ihm mittels Rodung an den Kragen soll, wird er manchmal gar aufmüpfig bis militant. Die kulturgeschichtlich ausgerichtete Ausstellung im Deutschen Historischen Museum und der begleitende Katalog nehmen sich das vielschichtige Verhältnis vor und stellen unser Bild vom Wald als eine von ästhetischen, gesellschaftlichen, nationalen und wirtschaftlichen Wertmaßstäben geprägte »Wald-Konstruktion« bloß, ein Stellvertreter für unsere Wünsche und Sehnsüchte, je nach dem, aus wessen Perspektive man in den Wald schaut. Wir begegnen dem Konstrukt in den kunstvoll angefertigten Intarsien auf den Jagdbüchsen-Kolben des 17. Jahrhunderts ebenso wie auf Postkarten des späten 19. Jahrhunderts, auf denen der Wald zur Kulisse für touristisch erfahrbare Naturerlebnisse wird. In dem reich bebilderten Essayband vertiefen international renommierte Fachleute aus den Bereichen Geschichte, Kunst-, Kultur- und Umweltgeschichte, Forstwissenschaft und Volkskunde das Sujet.