Alle Welt kennt den Namen Martin von Tours (336-397). Ein Soldat, der - dramatisch genug, um alljährlich nachgespielt zu werden - mit dem Schwert seinen Mantel durchtrennt und ihn mit dem frierenden Bettler teilt. Kaum jemandes Geschichte ist im Lauf der Zeit so vollständig hinter seiner Tat verschwunden wie die Martins. Es gibt diese Geschichte und sie reicht über seinen Tod hinaus bis in die Gegenwart. Dieser Soldat wurde Kriegsdienstverweigerer, wurde Mönch und auf Drängen des Volkes Bischof - damals hatte das Volk noch die Wahl. Beim ersten Todesurteil der Christenheit gegen einen »Ketzer« in den eigenen Reihen wich Martin dem Konflikt mit Kaiser und Mitbischöfen nicht aus. Hinter den Legenden erscheint eine faszinierende, auch fremdartige Gestalt, deren Volkstümlichkeit unübertroffen ist.