Der plötzliche Ruhm des 2011 über 80-jährig verstorbenen Tschechen war alles andere als vorhersehbar: In seiner mährischen Heimat galt Tichy als verschroben und verrückt. Scheinbar verwirrt lief er durch die Straßen und knipste immer wieder mit einer selbstgebastelten Lochkamera das eine Motiv: Frauen. Frauen beim Flanieren durch die Stadt, Frauen im Schwimmbad, im nachbarschaftlichen Gespräch, beim Einkauf oder Frauen im Fernsehen. Oftmals fokussierte er sich nur auf bestimmte Körperteile: ihre Fesseln, Taillen oder Gesichter. In geradezu obsessiver Manier schoss er über Jahrzehnte hinweg täglich hundert Fotografien, die er anschließend mittels eines selbst gebauten Vergrößerungsapparats sorgfältig überarbeitete. Er kolorierte oder retuschierte dabei einzelne Ausschnitte und setzte sie zum Teil in individuelle, handgefertigte Rahmen ein. Vor kurzem erst wurde er von gewieften Spürnasen für die Kunstwelt entdeckt, sein Aufstieg seither ist unaufhaltsam. Nun hat das International Center of Photography ICP in New York die erste Ausstellung in den USA ausgerichtet, der sehr schön gemachte Katalog ersetzt den Besuch durchaus und ergänzt die Abteilung Fotobuch in Ihrer Sammlung auf das Vorzüglichste. Mit Beiträgen von Brian Wallis, Carolyn Christov-Bakargiev und Richard Prince.
