Das exzellente Katalogbuch begleitet das gemeinsame Großprojekt von drei Leipziger Museen in diesem Frühjahr, dem Grassi Museum für Angewandte Kunst, dem Museum der bildenden Künste und dem Stadtgeschichtlichen Museum, kuratorisch betreut von Christoph Tannert. Nicht weniger als 170 Jahre Fotografiegeschichte sind hier verhandelt, war doch Leipzig bereits früh Messestadt und Ziel von Wanderfotografen (resp. -daguerrotypisten). Der weltweit erste Lehrstuhl für Fotografie wurde eben hier eingerichtet - und mit dem deutschstämmigen Amerikaner Frank Eugene Smith um 1900 prominent besetzt. So feiert die Stadt das Medium nun ausgiebig - und es wird viel Gutes darüber berichtet. Der empfehlenswerte Band bietet in chronologischer Folge einen wohl sortierten und aufschlussreichen Überblick über die Fotoszene Leipzigs von damals bis heute. Aber es kommen nicht nur Leipziger Themen in den Blickpunkt (Stadtansichten des früheren Leipzigs etwa), sondern auch internationale Strömungen sind hier - zumindest zeitweise - aufgehalten worden, wie etwa die Bauhaus-Fotografinnen Marianne Brandt oder Lucia Moholy. In dem Kapitel über die jüngste Periode 1990-2011 wird diskutiert, ob es eine neue »Leipziger Schule» analog zur Malerei auch in der Fotografie gibt. Die einzelnen Positionen werden nicht nur exemplarisch bildlich dargestellt, sondern auch jeweils von einem Kurztext begleitet, der meistenteils den Fotografen selbst zu Wort kommen lässt oder aber Wissenswertes zur Entstehungsgeschichte der Fotografien erzählt. Den übergeordneten Rahmen bilden drei große Kapitel mit jeweils einer fachlich fundierten Einführung. Mit Kurzbiografien und Personenregister. (Passage-Verlag)