Eine ganz außergewöhnliche Bilderchronik wurde um 1485/86 in Brügge für den erst siebenjährigen Philipp, den Erben des Hauses Burgund, geschaffen: Die Flämische Bilderchronik Philipps des Schönen ist eine große Rarität: zum einen ihrer kostbaren Ausstattung wegen, zum anderen ist kaum ein Handschriftentyp so selten überliefert wie das »Kinderbuch«. Selbst für Kinder aus dem Adel wurden nur sehr selten eigene Handschriften gefertigt. Die detailreichen Bilder illustrieren ein Lehr- und Lesebuch zur burgundischen Geschichte, geschaffen für den späteren Herrscher der Burgunderdynastie. Historische Ereignisse finden sich in der Handschrift ebenso wie Stadtansichten, Naturidyllen und höfische Szenen. Der Text ist kurz gehalten - über das Bild sollte das Kind die Bedeutung seiner Dynastie kennenlernen und verinnerlichen. Die Flämische Bilderchronik Philipps des Schönen bezaubert durch ihre 11 großformatigen Miniaturen auf 15 Blatt im Format 23 ? 17 cm. In abwechslungsreichen Darstellungen präsentiert der Buchmaler burgundische Paläste von innen, flämische Stadtansichten und Landschaften, Hafen- und Ritterszenen. Großzügig hat der Meister feinstes Pinselgold eingesetzt, das in den Miniaturen und Streublumenbordüren harmonisch die breite Palette der zart leuchtenden Farben hervorhebt. Der Einband ist eine bibliophile Kostbarkeit. Der altrosafarbene Samt wird geschmückt mit acht filigran gearbeiteten Zierecken aus patiniertem Messing sowie zwei zentralen Medaillons. Drei Titelschilder aus goldgeprägtem Leder zieren den Buchrücken. Zum besseren Verständnis ist der gesamte altfranzösische Text transkribiert und ins Deutsche übersetzt.