Beim Stichwort Abstrakter Expressionismus fallen sofort Namen wie Jackson Pollock, Willem De Kooning oder Cy Twombly. Die Künstlerinnen dieser Epoche wurden lange nicht beachtet - zu Unrecht, denn sie schufen einflussreiche und eigenständige große Werke. Helen Frankenthaler (1928-2011), deren Karriere sich über sechs Jahrzehnte erstreckte, wird seit langem als eine der großen amerikanischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts angesehen. Sie war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der zweiten Generation abstrakter amerikanischer Maler und Malerinnen der Nachkriegszeit und gilt als Schlüsselfigur für den Übergang vom Abstrakten Expressionismus zur Farbfeldmalerei. Durch die von ihr erfundene Soak-Stain-Technik erweiterte sie die Möglichkeiten der abstrakten Malerei und bezog sich dabei bisweilen auf einzigartige Weise auf Figuration und Landschaft. Sie schuf ein Werk, dessen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst tiefgreifend ist und weiter zunimmt. Das Bild »Western Roadmap« (1991, Acryl auf Leinwand), das als Vorlage für diesen zarten Seidenschal diente, verwandelt das Wüstengestein und die glühenden Sonnenuntergänge des amerikanischen Südwestens in eine geschichtete Abstraktion, die sich in ein fast drei Meter breites Panorama einfügt.
