Komplizierte Kindheit in Literatur gegossen: Ein kleiner Junge hadert mit seiner Angst vor dem Vater, dem strengen Glauben und sich selbst. Ausgehend von der »Feigenepisode«, beschreibt Hesse in einer Art Gedankenstrom das schwierige Verhältnis zum Vater und zu Erwachsenen. Sein 11-jähriges Ich ist bedrückend weltverdrossen und von Angst gezeichnet. Und tatsächlich schuf Hesse dieses zeitlose Kunstwerk in einer Lebenskrise: Die Erzählung entstand knapp drei Jahre nach dem Tod seines verehrt-verhassten Vaters, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Hesse suchte Halt in der Literatur - zermürbt von der anstrengenden Gefangenenfürsorge und familiären Umbrüchen. Die Illustrationen Wolfs zu diesem bisher kaum beachteten Text des Nobelpreisträgers setzen einen starken Kontrast zu den Abgründen der Kinderseele. »Kinderseele ist für mich ein, wenn nicht der Gipfelpunkt deutscher Novellistik im zwanzigsten Jahrhundert.« (Die Welt)