Nachdruck der 1. Auflage. Berlin 2007. An Karl Hagemeister scheiden sich die Geister. Sein künstlerisches Werk polarisiert die Kritik. Während die einen ihn zu den Wegbereitern der Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts zählen, wollen andere seine Arbeit einer regional gebundenen Variante deutscher Heimatkunst zurechnen. Hagemeisters kreative Schaffensjahre von etwa 1872 bis 1916 umfassen eine Epoche, in der die europäische Malerei gewaltige Umbrüche durchgemacht hat, in der eine offizielle machtgeschützte Kunst von emanzipatorischen, toleranten Strömungen beiseite gedrückt wurde. Es ist diese konsequente säkulare Subjektivität, die mit modernen aus dem Impressionismus abgeleiteten Postulaten von Licht, Luft, freier Natur ihre Ausdrucksform findet, und die Hagemeister zum Glied in einer Kette fortschrittlicher Künstlerschaft am Ende des neunzehnten Jahrhunderts macht. Einzelgänger und Sonderlinge wie Karl Hagemeister, die durch ihre selbstbewusste Überzeugung und Leistung Unruhe in die erstarrende Kunstszene brachten, waren das Ferment, mit dem sich im zwanzigsten Jahrhundert eine bürgerlich-demokratische Kunst aufbauen sollte.
