Der Legende, wonach die Wortführer der Weimarer Klassik die Forderungen des Tages ignoriert hätten, wird in diesem Buch entschieden widersprochen. Schillers Denken ist auf Politik gerichtet, auf Veränderungen durch Ästhetik, die von Anfang an politische Ästhetik ist und es auch bleibt. Staatliche Themen - Verschwörung, Widerstandsrecht und Tyrannenmord - gewinnen in Schillers Dramen Vorrang vor individuellen Charakteren. Im Zentrum der Argumentation steht Schillers Auseinandersetzung mit Napoleon, den Schiller niemals beim Namen nennt, der aber die erschließende Hintergrundfigur in den Dramen seit Wallenstein bildet. Anders als Goethe, Hegel oder Heine sieht Schiller in Napoleon nicht den »großen Menschen«, sondern befindet sich zu ihm in dezidierter Gegnerschaft.