Niemand singt die Blue Notes wie Solveig Slettahjell. Mit dem Slogan »Magische Momente garantiert« wurde das Konzert der Sängerin in einer Osloer Septembernacht im Jahr 2017 beworben - und ausnahmsweise war es kein hohler Werbespruch. Die 1971 geborene Norwegerin zeigte an diesem Abend, wie man emotionale Aufrichtigkeit und technische Brillanz aufs Meisterhafte verbindet.Mit einem Set aus Standards und eigenem Material, größtenteils allein am Flügel eingespielt, begeisterte sie das Publikum im Jazzclub Victoria. Der Mitschnitt des Abends bildet nun Live at Victoria. Neben Coverversionen von Tom Waits und Leonard Cohen ragen Slettahjells Adaptionen von Emily-Dickinson-Texten aus dieser Song-Sammlung heraus. Gänzlich a capella singt sie »The Outlet« - es ist markerschütternd, welche Wirkung Slettahjells pure Stimme hat, wenn sie die Silben mit ungeheurer Empfindsamkeit hervorpresst. So erinnert sie natürlich an die große Nina Simone, besonders im leidenden, wütenden Gospel Is My Living in Vain mit erdenschwerer Percussion-Begleitung von Pål Hausken. Ein Song von beinahe schmerzhafter Intensität. Das Dokument eines außergewöhnlichen Abends, bestritten von einer Ausnahmekünstlerin.