Dieses blaue Pferdchen kommt angaloppiert, um erst kurz vor dem Betrachter abzubremsen. In einer Mischung aus Neugier und scheuer Zurückhaltung dreht es den Kopf zur Seite. Entlaufen ist das possierliche Füllen aus einem der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte. Franz Marc (1890-1916) schuf das Meisterwerk »Blaues Pferd I« im Jahre 1911. Dort sieht man es in knallbunter Umgebung. Marc zeigt nur direkt bei dem Tier die Lichtwirkung, nicht aber in der Landschaft. Der Pferdekopf wirft einen Schatten auf den Hals, der Körper des Pferdes erzeugt aber keinen Schatten auf dem Boden. Das führt zu einem starken dreidimensionalen Eindruck. Als vorbereitende Arbeit hat sich eine postkartengroße Bleistiftzeichnung erhalten. Mit sicherem schnellem Strich zeichnete Marc die Grundzüge des Pferdes und gibt ihm dadurch eine leicht abstrakte Note, die durch die unnatürliche blaue Farbgebung auf dem späteren Gemälde noch einmal deutlich verstärkt wurde. »Blau« ist das »männliche« Prinzip, herb und geistig« schrieb Marc und: »Ich habe gar nie das Verlangen, zum Beispiel die Tiere zu malen, wie ich sie sehe, sondern wie sie sind«.