August Gaul (1869-1921) ist der Zoologe unter den Künstlern. Er erhob die Tierplastik zum eigenständigen Motiv. Nach der Ausbildung an der Hanauer Zeichenakademie wechselte August Gaul 1888 nach Berlin. Bereits sein erster Auftrag führt ihn an die Spitze der deutschen Bildhauerei. Unter der Leitung seines Lehrers Reinhold Begas wirkte Gaul am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal in Berlin mit. Seine beiden dafür geschaffenen Löwen gestaltete er im heroischen Stil des Historismus. Sie befinden sich heute im Berliner Tierpark, aufgestellt vor dem Löwenhaus. Schon bald wendet der Künstler eine reduzierte Formensprache an, die die Kunst des Art déco bereits ankündigt. Seine »Große stehende Löwin«, präsentiert auf der Berliner Secessionsausstellung 1901 und heute vor der Alten Nationalgalerie in Berlin zu besichtigen, wurde sein erster großer Erfolg. Mit ihr begann Gauls Karriere als freier Künstler. Berühmtheit und Eingang in Sammlungen weltweit erlangte er mit seinen naturalistischen Kleinbronzen, wie der »Katze«. Der feinfühlig beobachtende Künstler schuf ein Tier beim »Köpfchen geben«. Der Moment, wenn die Katze sich nach der Hand des Halters reckt, um Zuneigung auszudrücken und zu erlangen. Den Körper zusammengezogen, macht sie einen Buckel, mit dem sie sich in die Hand des Lieblingsmenschen drückt. Die Schwanzspitze scheint wegen der freudigen Erregung zu zittern und der Körper ist leicht angespannt. Mit seiner auf das Wesentliche reduzierte Formensprache gelang ihm die genaue Charakterisierung eines bezaubernden Augenblicks, der jedem Katzenbesitzer aus seinem Alltag vertraut ist.