Kein anderes Bild Carl Spitzwegs (1808-1885) erfreut sich so großer Beliebtheit wie der »Der arme Poet«. Heute kaum mehr vorzustellen, wurde das Bild bei seiner Präsentation im Münchner Kunstverein 1839 scharf kritisiert. Man verstand das Bild als Angriff auf die Ideale der Dichtkunst. Das Bild zeigt einen Schriftsteller in seiner ärmlichen, ungeheizten Dachstube. Als Vorbild diente Spitzweg der von 1722 bis 1782 in München lebende, notleidende Dichter Mathias Etenhueber. Mit einem Schlafrock bekleidet und mit einer Schlafmütze auf dem Kopf liegt er auf einer Matratze. Auf seinen Knien abgestützt, hält er mit der linken Hand einige Manuskriptseiten. Die rechte zeigt eine doppeldeutige Geste: Der zusammengedrückte Daumen und Zeigefinder kann auf das Proklamieren eines Verses hindeuten oder, ganz profan, das Zerdrücken eines lästigen Flohs bedeuten. Gegen das undichte Dach schützt notdürftig ein Regenschirm. In Ermangelung von Brennholz, verfeuert der Poet Teile seiner Schriften. Im Ofenloch stecken Papierblätter, die zu den Papieren gehören, die vor dem Ofen liegen und die mit »Operum meorum fasciculum III« (deutsch: »Das dritte Bündel meiner Werke«) beschriftet sind. Von August von Kotzebues Schauspiel »Der arme Poet« aus dem Jahr 1812 hatte Spitzweg vermutlich den Titel entlehnt. Spitzweg fertigte drei Fassungen des Bildes an, deren bekannteste hier als Vorlage diente und heute in der Neuen Pinakothek gezeigt wird. Dieser Dietz-Giclée-Druck aus dem »Tempel des Kunstdrucks« hat die Aura des Originals: Das digitale Bild diente als »Rohling«, welcher durch jahrzehntelange handwerkliche und künstlerische Erfahrung und Arbeit eine im Siebdruck veredelte Oberfläche erhielt. Die Einbeziehung moderner Technik ermöglicht es, hochwertige Gemälde-Reproduktionen zu relativ günstigen Preisen anzubieten.