Im Jahr 1937 entdeckten englische Archäolgen nahe der Sadt Tell Brak im Nordosten Syriens die Überreste eines ungewöhnlichen Tempels. Im Mauerputz fanden sich hunderte Idole aus Albaster. Sie hatten alle eine eckigen, flachen Körper und einen Kopf mit großen Augen. Sie wurden »Augenidole« genannt, während der Tempel heute als »Augentempel« bekannt ist. Tell Brak war im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. eine der wichtigsten Städte in Nordmesopotamien (dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris). Die befestigte Stadt herrschte über die wichtige Handelsroute durch das Tal des Tigris, auf der Metalle aus dem nördlich gelegenen Anatolien ins Land gebracht wurden und auf der die Karawanen von und zum Mittelmeergebiet zogen. Augenidole sind weit verbreitete Kultgegenstände in den archäologischen Kulturen der Alten und Neuen Welt; Figuren aus Keramik, Stein, Alabaster oder Holz, die mit Augen verziert sind, wurden sowohl in steinzeitlichen Hünengräbern als auch bei Ausgrabungen in Ägypten, Mesopotamien, Spanien und Griechenland aber auch in Amerika gefunden. Sie hatten vermutlich Amulett-Charakter, sollten also vor Bösem beschützen.