»Als ginge es um eine Wette, / wie lange man noch vorhanden« - mit diesen Worten beschrieb Karl Krolow, was ihm gegen Ende seines Lebens geschah: Bis kurz vor seinem Tod am 21. Juni 1999 schrieb er oft mehrere Gedichte an einem Tag, über 700 in drei Jahren, 150 Gedichte allein in den letzten zwei Lebensmonaten. Die »tägliche Buchung«, wie er dieses Schreiben nannte, war ihm lebensnotwendig in einem ganz elementaren Sinn: es galt, sich der eigenen Existenz zu vergewissern und dem Tod - von Wort zu Wort und von Zeile zu Zeile - zu widerstehen. Es sind die Freuden des Lebens, die er, Abschied nehmend, noch einmal aufrief.