1914 erschien in einem kleinen Berliner Verlag sehr erfolgreich und in mehreren Auflagen das fiktive Tagebuch eines »Tauentzien-Girls« von Emma Nuss (Emma Mahner-Mons). Litta, ein vierzehnjähriger »Backfisch« aus gutem Hause, verkörpert einen neuen, souveränen und selbstbewussten Mädchentyp: sie schwelgt in der verführerischen Eleganz des neuen Halbwelt-Boulevards und reiht sich ein in das bunte Treiben der eleganten Berlinerinnen, Dandys und little girls. Und während ihre Mutter ahnungslos Zuhause sitzt, amüsiert sie sich, hat erotische Abenteuer, lässt sich von unbekannten Herren ins Caféhaus einladen, steht zweifelhaften Künstlern Modell oder geht ins Kino. All das vertraut sie schonungslos offen und sehr humorvoll ihrem Tagebuch an. Moralische Entrüstung und voyeuristischer Genuss der hier vorgeführten allgemeinen Unmoral dürften sich bei der Lektüre damals die Waage gehalten haben. Heute ist sie vor allem ein großer Spaß. »Der Ton ist so direkt und unverblümt, dass er sich anfühlt wie ein frischer Wind, der durch die Seiten fegt - ein Wind, dem hundertfünf Jahre nichts anhaben konnten.« (FAZ)