Nach Lessing und vor Goethe stieß der Göttinger Physiker und Philosoph Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) auf die Blätter des englischen Satire-Zeichners William Hogarth (1697-1764) und schrieb dazu witzige Erläuterungen und beißende Kommentare, die er regelmäßig im »Göttinger Taschen Calender« veröffentlichte. Da er in dem kleinen Buchformat die großen Blätter nicht abdrucken konnte, ließ er von Ernst Ludwig Riepenhausen vergrößerte Auszüge (vor allem der genialen Charakterköpfe und -gesichter) in Kupfer stechen und überbrückte für den Betrachter das Fehlende mittels seiner Sprachbegabung und seines Wortwitzes. Weil er Teile dieses Geniestücks später zu »Ausführlichen Erklärungen« erweiterte, sind die zahlreicheren, aber kürzer und prägnanter gefaßten Kalender-Erklärungen nahezu in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie sich gezeigt hat: Die vollständige Wiedergabe der Texte, aller Riepenhausen-Stiche und der kompletten Hogarth-Tafeln macht das Buch zu einer einzigartigen Kombination aus Lesevergnügen und Augenschmaus.