Erst mit sträflicher Verzögerung begann die Kunstkritik seinerzeit, das enorm wichtige, innovative Werk des Kameramannes und Filmemachers Ggerry Schum (1938-73) aufzuarbeiten. Dieser Mann prägte 1969 den Ausdruck »Land Art« und schuf eine Videokollektion dieser Arbeiten, heute alles Inkunabeln der Land Art. Er entwickelte mit den avanciertesten Künstlern seiner Zeit, wie etwa Dennis Oppenheim, Lawrence Weiner, Richard Serra, Daniel Buren, Joseph Beuys, Mario Merz, Robert Smithson u.a. spezielle Präsentationen für das Fernsehen. Sein seit 1968 entwickeltes Konzept der »Fernsehgalerie« sollte ausschließlich Kunst im Medium TV produzieren und das Fernsehen direkt als Kunstmedium einsetzen statt über Kunst zu berichten, es sollten die Sendungen selbst die Kunstwerke sein. Deshalb weigert er sich auch, die Sendungen mit einem erklärenden Kommentar zu versehen, wie dies von Seiten der Fernsehanstalten nach der ersten Ausstrahlung gefordert wird. »Während der gesamten 38 Minuten der Sendung »Land Art« wird kein einziges Wort gesprochen. Keine Erklärung. Ich denke, dass ein Kunstobjekt, im Bezug auf das Medium Fernsehen entstanden, keiner gesprochenen Erklärung bedarf.« (G. S.) Für den WDR produzierte er 1969 das Projekt von Jan Dibbets mit dem Titel »TV As a Fireplace«, das aus nicht mehr als einem gefilmten Kaminfeuer bestand . Es wurde in der Vorweihnachtszeit an sieben Tagen allabendlich vom WDR 3 zum Sendeschluss jeweils für drei Minuten im neu eingeführten Farbfernsehen ausgestrahlt. Die Beiträge gehörten zu den ersten, nicht angekündigten und unkommentierten künstlerischen Interventionen, die im Fernsehen gesendet wurden. Das Buch bietet die einmalige Gelegenheit, sich mit einem nachhaltigen, auf die internationale Szene ausstrahlenden Kapitel deutscher Avantgardekunst zu nähern.