Anstatt mit Pinsel oder Leinwand arbeitet Almut Linde (Jg. 1965) mit Menschen und sozialen Systemen. »Mein Atelier ist die Welt«, sagt die Künstlerin und begibt sich an Orte und in Bereiche, die auf den ersten Blick nicht unbedingt künstlerisches Potenzial vermuten lassen. Ob Wanderzirkus oder militärisches Manöver - stets erkennt das Auge der sensiblen Beobachterin den blinden Fleck in der allgemeinen Wahrnehmung. Gemeinsam mit den Menschen im jeweiligen Umfeld entwickelt sie Performances, aus denen Aktionsfotografien, Skulpturen und Installationen entstehen, die Grundfragen menschlicher Existenz jenseits von Bloßstellung oder Dokumentation aufwerfen, etwa die Differenz zwischen individueller Autonomie und struktureller Bedingtheit in sozialen Systemen. Mit den Verfahren der Konzeptkunst, der Minimal Art und des Action-Paintings hat die Künstlerin eine eigene Ästhetik erschaffen, die ebenso wahrhaftig wie schön die Bewegung hinter den Werken sichtbar macht. (Text dt., engl.)