Bisher verdrängen Kunstwelt und Forschung mehrheitlich die ambivalente Rezeptionsgeschichte von Paula Modersohn-Beckers Werk. Das vorliegende Buch verhandelt die Wirkung ihres Oeuvres erstmals kritisch. Paula Modersohn-Becker gilt als die berühmteste Künstlerin Deutschlands, als Mutterfigur einer ganzen Künstlerinnen-Generation und als »Pionierin der Moderne«. Ihre Arbeiten wie Liegende Mutter mit Kind und das Selbstbildnis am sechsten Hochzeitstag sollen Tabus gebrochen haben, werden als Inkunabeln der Emanzipation verehrt. Er geht erstmals der Frage nach, warum die Künstlerin vor 1933 besonders von völkisch orientierten Bewunderern gefördert wurde. Ihr größter Verehrer und Sammler war der Bremer Industrielle Ludwig Roselius, ein Unterstützer der Nationalsozialisten. Die Kunst der Moderne lehnte er ab, was ihn jedoch nicht daran hinderte, für seine Modersohn-Becker-Sammlung 1927 ein Museum zu errichten. Diesem Widerspruch geht Artinger auf den Grund.