Der Maler/Zeichner Otto Dix ist einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts - nicht der Richtung der radikalen Abstraktion von den konkreten Phänomenen unserer Welt, sondern der Richtung der Wertschätzung derselben und ihrer künstlerischen Gestaltung, wie es auch Albert Camus forderte. Wahrhaftigkeit ist Kennzeichen dieser Richtung, die wir auch mit dem Begriff des Realismus umschreiben. Das Arbeiterkind aus Gera/Elster war ein Jasager und der Sinnlichkeit leidenschaftlich ausgeliefert. Das betonte Dix, der seit Sommer 1927 als Lehrer an der Kunstakademie Dresden wirkte, in einem Brief von 1930/32 an Werner Haftmann. Der Schock für die Jünglinge kam mit dem blinden Jubel im August 1914 am Beginn des Krieges, in dessen Kämpfen, die Dix von September 1915 bis November 1918 als Unteroffizier mit einem MG-Trupp durchstehen musste, alle Werte entwertet wurden. Entgegen heutiger Meinung war Otto Dix keineswegs nur ein Protagonist der sog. »Neuen Sachlichkeit« (Ausstellung in Mannheim 1925), sondern er übertraf und entgrenzte im Großteil seines Kunstschaffens deren simple und glatte Formen in gekonnter Weise und voll Sarkasmus in seinen Figurenbildern, in Porträts und in weiblichen Aktbildern mit den Prinzipien des kritischen Verismus. Malerei kritischer Feststellung, war die Formel des Dichters Carl Einstein für diese Kunst. Und der Kritiker Willi Wolfradt konnte gültig schreiben: »Dix ist eine einzige Obstruktion gegen das subtile Bildchen, das so tut als ob nichts gewesen ist.«