Als Antonin Artaud (1886-1948), Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur und einer der wichtigsten Theoretiker des modernen Theaters, 1947 seine Zeichnungen erstmals in Paris ausstellte, kam die Reaktion im Künstlerkreis um Giacometti, Wols und Dubuffet einem schöpferischen Erdbeben gleich. Unmittelbar und irritierend, durchsetzt von den Symptomen seiner künstlerischen Genialität und seiner Nervenkrankheit sind Artauds Zeichnungen Ausdruck halluzinatorischer Hellsichtigkeit, eines magisch-transzendenten Körperbewusstseins und psychischer wie physischer Leidensfähigkeit - bis heute die Komponenten einer sogenannten »wilden«, subjektiven Malerei. Für den 1986 erschienenen Band, der aus Anlass von Artauds 70. Todestag am 4. März 2018 neu aufgelegt wird, schrieb der französische Philosoph und Hauptvertreter der analytischen Dekonstruktion Jacques Derrida (1930-2004) den begleitenden Text. Paule Thévenin (1918-1993), Nachlassverwalterin und Herausgeberin von Artauds gesammelten Schriften, geht in ihrer Einführung den historisch-biographischen Entstehungsbedingungen von Artauds zeichnerischem Werk nach.