Eine bastionäre Festung bzw. Festungsstadt stellte eine zentrale Herausforderung für die zeitgenössischen theoretischen und angewandten Wissenschaften dar. Ihre planerische Bewältigung erforderte einen bislang unbekannten organisatorischen, vermessungstechnischen und gestalterischen Aufwand. Die Elemente des Festungsgürtels mussten auf solche Weise angeordnet werden, dass wechselseitige Deckungen und lückenlose Verteidigung möglich wurden. Die Verknüpfung der fortifikatorischen Praxis mit mathematischem und philosophischem Wissen erlaubte es jedoch, die gesamte sichtbare Welt nach geometrischen und optischen Gesetzen neu einzurichten, letztlich die militärische in eine kulturelle Technologie zu verwandeln. Schließlich wurde die neue Entwurfspraxis auch auf die Gartenkunst und in die zivile Architektur übertragen - mit weit reichenden Folgen für die visuelle Wahrnehmung und neuen Paradigmen politischer Repräsentation. Im vorliegenden (Tagungs-) Band gilt es, dieser bisher selten zusammengefassten Kombination von mathematischem Kern und kultureller Sublimierung Rechnung zu tragen.