Im pulsierenden Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts suchten Künstler und Bohemiens in bewusstem Bruch mit Bürgertum und Konventionen in den prosperierenden Etablissements der Demi-Monde Inspiration, Rausch und Grenzerfahrungen. Ganz im Geiste Charles Baudelaires schufen Paul Cézanne, Edgar Degas, Henri de Toulouse-Lautrec und Pablo Picasso freimütige, ihre Zeitgenossen schockierende Bordell- und Boudoirszenen, wie der Band anhand einer Fülle von eindrucksvollen Hauptwerken sowie selten gezeigten Arbeiten zum Thema zeigt. Bereits um 1870 entstehen Cézannes sexuell aufgeladene Figurenbilder. Wenige Jahre später fängt Degas treffende Skizzen in den Pariser Freudenhäusern ein. Toulouse-Lautrec fertigt dort bis zur Jahrhundertwende einfühlsame Charakterstudien an und Picassos Bordellbeschwörungen erstrecken sich von den 1907 in großer Zahl entstehenden Vorstudien zu Les Demoiselles d’Avignon bis hin zu späten Inszenierungen von 1971. Die Publikation von Götz Adriani wirft Licht auf einen bisher wenig beachteten, faszinierenden Abschnitt der frühen Moderne und deren Schauplätze. Ein reizvolles Kapitel der neueren Kunstgeschichte wird aufgeblättert und indiskrete Einblicke in die Freudenhäuser des Hausmann’schen Paris gegeben. Mit einem umfassenden Bildteil mit prachtvollen Farbabbildungen der gezeigten Kunstwerke und kulturhistorisch bedeutenden Fotos von Pariser Prostituierten und Bordellen der Jahrhundertwende.