Ein Buch über Erotik in der Kunst, den Leser nicht in den Verdacht des notdürftig durch Bildungsinteresse kaschierten Voyeurismus kommen läßt? Eva Gesine Baur gelingt dieses Kunststück mitreißend und wohlbegründet. Leicht und pointiert eröffnen ihre Bildbeschreibungen ein Panorama der vom Eros bewegten Kunst, das Hintergründiges und süffisante Details geschickt verbindet. Mit Salomes Schleiertanz als »Striptease einer Priesterin« über »Die Prinzessin und der Samen des Zeus« (Danae) bis zur Erzählung von Lot und seinen Töchtern, »Inzest, wie er in der Bibel steht«, reizen schon die Kapiteltitel den Leser, der von Eva Gesine Baur über geheimnisvolle Bildinhalte ebenso wie über Triebe und Getriebene in der Welt der Künstler, Händler und Sammler aufgeklärt wird. Nach vollzogener Lektüre sinkt der Leser befriedigt zurück, und es bleibt das Erstaunen darüber, wie sich gerade mit dem Blick auf ein vermeintlich schlüpfriges Motiv so viel Neues und Erhellendes zu Kunst- und Kulturgeschichte mitteilen ließ.