Rembrandt und Vermeer sind zwar die bekannteren Maler aus dem Goldenen Jahrhundert, nicht weniger stolz sind die Niederländer aber auf Jan Steen (1626-1679). Weil ihn die Malerei nicht ernährte verdiente er sein Geld als Brauer und Gastwirt. Wie kein anderer niederländischer Maler hat Jan Steen aus Leiden die Tradition allegorischer »Sittenbilder« mit Fleisch und Blut versehen: Nicht der erhobene Zeigefinger motiviert seine Malerei, sondern die unbändige Lust an sinnfälligem Erzählen. Seine humorvoll und lebhaft gemalten häuslichen Szenen, die oft auch die unangenehmen Seiten des Familienlebens zeigen, sind in den Niederlanden legendär. So sagen die sie noch heute, wenn es irgendwo chaotisch und unordentlich ist, »das sieht ja aus wie bei Jan Steen«. Seinen künstlerischer Rang gründet sich u.a. auch auf den Zwischentönen: In die ausgelassene Festfreude eintauchend, bewahrte er zugleich den Blick des genauen Beobachters; Gelächter kann in Spott umschlagen, und Heiterkeit paart sich mit Melancholie. Der prächtige Band zu den aufsehenerregenden Ausstellungen in Washington und Amsterdam bietet 49 eingehend erläuterte Hauptwerke aus 30 Museen und Privatsammlungen. Sie werden ergänzt durch die Abbildung von weiteren 75 Gemälden sowie 100 Werken seiner Zeitgenossen.(Text engl.)
