Der Venezianer Bernardo Bellotto (1722-1780) ist einer der Hauptvertreter der Vedutenmalerei, der topografisch genauen Wiedergabe von Stadtansichten. Diese Sonderform der Landschaftsdarstellung entwickelte sich in Venedig im Lauf des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit einer steigenden Zahl von Bildungsreisenden. Hauptmeister dieser spezialisierten Gattung in Venedig war Antonio Canal, der Onkel und Lehrer Bellottos, von dem dieser den Beinamen Canaletto übernahm. In der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums befindet sich die berühmte Serie von 13 Ansichten innerstädtischer Plätze Wiens und kaiserlicher Lustschlösser, die Bellotto 1759/60 im Auftrag Maria Theresias schuf. Diese Reihe und eine Vielzahl weiterer Werke des Meisters aus Europa sind in ihrer ganzen Pracht hier dargestellt. Da er vermutlich mit der Camera obscura arbeitete, stellen diese frappierenden Gemälde erstklassige Dokumente des städtebaulichen Zustandes beispielsweise von Wien im 18. Jahrhundert dar. Zugleich sind die Bilder mit einer Vielzahl von Staffage-Figuren bevölkert, die das Leben im Wien zur Zeit Maria Theresias (oder auch Mozarts) zeigen. Der Band regt zu einer Vielzahl Überlegungen an, beispielsweise nach dem genauen Standpunkt des Künstlers und seinen Blick, den Einsatz von Licht und Schatten, was genau zu sehen ist und inwiefern wir daraus Aufschluss über die damalige Gesellschaft und ihre sozio-kulturellen Bedingungen (Stichwort Ständegesellschaft) erhalten, denn das Staffagepersonal ist sorgfältig ausgewählt. Eine rundum erfreuliche Publikation aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien. »Canaletto hat etwas gesehen, was wir nicht mehr sehen.« (Georg Baselitz)