Odilon Redon war ein Meister der Transformation von Natur in dunkle Visionen und unheimliche Fantasien. Eng verbunden mit dem Symbolismus und der Decadence sowohl in den bildenden Künsten als auch in der Literatur tauchte Redon in seine Traumwelten ein und schuf ein Pantheon von hybriden Gestalten und mythologischen Sujets. Sein Werk gliedert sich in zwei Hauptphasen: eine schwarze und eine farbige. In seiner schwarzen Phase widmete er sich dem menschlichen Unterbewusstsein mit seinen Ängsten und Albträumen. In seiner zweiten Schaffensphase begann Redon in Gemälden von großer Farbigkeit sowohl Elemente aus der Antike als auch aus der Natur idealisiert darzustellen. Diese vielschichtigen Bilder einer Ideen-Welt leben durch die Tiefe der irisierenden Farbnebel. »Redon war einer der großen Künstler des Schwarz und in seinen späten Jahren ein ebenso umfassender Kolorist. Er war ein außerordentlicher Zeichner, ein virtuoser Lithograf, einer der eindrucksvollsten Pastellkünstler seiner Zeit und nicht zuletzt ein Maler, der unkonventionelle Wege ging. Die Autonomie der Farbe, die Strategie des Unbestimmten, die kosmische Wirkung durch die Entgrenzung des Bildraums, schließlich die moderne Erfahrung, dass in der Ambivalenz die Wahrheit liegt, begründen die nicht nachlassende Aktualität von Redons Werk.« (Margret Stuffmann) (Text engl.)