Rudolf Schlichter (1890-1955) ist einer der renommiertesten Vertreter der Neuen Sachlichkeit, der sich mit der Gesellschaft seiner Zeit intensiv auseinander setzt: genau beobachtend, kritisch, den Menschen fest im Blick. Schlichter zeichnet Umbrüche, die Vereinsamung und die Ängste der modernen Städter auf und hält seinen Zeitgenossen damit einen manchmal beklemmenden Spiegel vor Augen. Eng befreundet mit George Grosz, pflegte er Verbindung mit Otto Dix, Bert Brecht, Erich Kästner, Alfred Döblin, um nur einige zu nennen. Dass ihn, den überzeugten Kommunisten, dabei in der für ihn existentiell kritischen Zeit der 30er Jahre eine enge Beziehung zu Ernst Jünger verband, mag symptomatisch für das Schicksal eines Künstlers sein, mit all seinen Brüchen und Ungereimtheiten zwischen Aufbruch und Resignation seinen Bestimmungsort zu suchen. Sein bleibendes künstlerisches Verdienst besteht in der großartigen, zum Teil beklemmend und schockierend offenen Darstellung von großstädtischen Motiven, die teilweise seine eigenen Obsessionen reflektieren.