Rudolf Schlichter (1890-1955) ist eine der widersprüchlichsten und faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland gelebt hat. Der Maler, Zeichner und Schriftsteller gehört mit George Grosz und Otto Dix zu den wichtigsten Vertretern der Neuen Sachlichkeit. Einige seiner Werke zählen zu den Ikonen der deutschen Kunst. Die Themenkomplexe Eros und Apokalypse markieren die Pole im Schaffen von Rudolf Schlichter. Eros steht im weitesten Sinne für die spannungsvolle Auseinandersetzung des Künstlers mit seiner sexuellen Veranlagung, die ihn zum Außenseiter machte. Apokalypse umschreibt zusammenfassend Schlichters Wahrnehmung seiner Zeit, die von Umbrüchen, Diktatur und Krieg maßgeblich geprägt war. Der Katalog zeigt Arbeiten aus der gesamten Schaffenszeit. Den Auftakt bilden Werke aus seiner Karlsruher Studienzeit vor dem Ersten Weltkrieg, wo sich bereits die ersten Ansätze einer Auseinandersetzung mit den avantgardistischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts zeigen. Nach Kriegsende zog Schlichter in die Metropole Berlin und schloss sich radikalen Künstlergruppen an. Insbesondere die Porträtmalerei verschaffte Schlichter in diesen Jahren zunehmende Anerkennung und schließlich den künstlerischen Durchbruch.