Der Band ist eine breit angelegte Studie zu den Visualisierungen der Passion Christi in der Druckgraphik des konfessionellen Zeitalters. Anhand des zentralen Bildsujets werden die Transformationen und Kontinuitäten von Bildertheologie, Ikonographie und Bild-Text-Zusammenhang in den ersten Jahrzehnten der Glaubensspaltung analysiert. Untersucht werden Buchgraphiken aus sämtlichen relevanten Gattungen: Bibeln, Katechismen, Erbauungsbücher, Flugschriften sowie wissenschaftliche Publikationen zur Bibelarchäologie. Bislang als konfessionell gebunden geltende Illustrationsprinzipien wie die protestantische Bilderbibel oder die als typisch jesuitisch bezeichneten Prinzipien der Betrachterführung werden grundlegend revidiert, wodurch ein kunsthistorischer Beitrag zur historischtheologischen Konfessionalisierungsdebatte geleistet wird. Breiten Raum nimmt die Rekonstruktion der Vorbilder der jesuitischen Evangelicae historiae imagines ein, des umfangreichsten Buchprojekts der Jesuiten im 16. Jh. Entgegen der bisherigen Forschungsmeinung ist die Vorlage in Graphiken zu finden, die lange auf dem Index der verbotenen Bücher standen - ein Umstand, der ein völlig neues Licht auf den Umgang mit konfessionell kategorisierter und kategorisierbarer Kunst wirft.