Es sind magische Orte, an denen die oft sperrigen, buchstäblich bleischweren Werke von Anselm Kiefer (Jg. 1945) entstehen: eine aufgelassene Ziegelei im Odenwald, eine stillgelegte Seidenfabrik in den französischen Cevennen, leerstehende Lagerhallen, angefüllt mit Industrieabfall und umgeben von einsamer, verwilderter Natur. Kiefers Kunst - anfangs heftig umstritten, bald aber international anerkannt und auch in Deutschland gewürdigt - verlangt geradezu nach großen, kargen Räumen, in denen der Geist der Geschichte allgegenwärtig zu sein scheint. Danièle Cohn, Professorin für u.a. ästhetische Philosophie an der Universität Paris, hat sich intensiv mit Kiefers Werk beschäftigt. In diesem Buch spürt sie der Faszination nach, die von Künstlerateliers im Allgemeinen und von Kiefers häufig wechselnden, immer ungewöhnlichen Arbeitsstätten im Besonderen ausgeht. Es werden Stationen einer Künstlerpersönlichkeit anschaulich, die ihre Inspiration und Kreativität auch aus den Orten ihres Schaffens bezieht.