Die hyperrealistische Malerei erlebt derzeit mit großen Ausstellungen in London und Berlin einen ungeahnten Höhenflug, der die Kunstwelt daran erinnert, dass beim ersten, allerdings erfolglosen Aufflackern fotorealistischer Kunst in den siebziger Jahren kein Geringerer als Dalí sich als selbsternannter Vater dieser Kunstform in den Vordergrund drängte. Hymnisch feierte er die gleißenden Eingeweide eines Motorrads auf den Bildern von Thomas Blackwell oder eine Telefonzellen-Passage von Richard Estes, die in futuristischer Synchronisation den vorbeiflutenden New Yorker Verkehr im Spiegel festhält. Dalí jubelte: Hätten Gerard Dou oder Vermeer 1973 gelebt, sie hätten solche Telefonhäuschen, Autos und Motorräder gemalt. Es ist vielleicht kein Zufall, dass der Hyperrealismus gerade jetzt sein bejubeltes Comeback feiert. Der Vorwurf, die Künstler unterwerfen sich schlicht den Gesetzen der Fotografie, ist schnell entkräftet. Sie setzen vielmehr der relativierenden Flut von Fotos und Filmen, der Flüchtigkeit und Wegwerfmentalität der (Digital-)Fotografie das statische Einzelbild entgegen. Der vorliegende Band präsentiert in herausragender Weise die ganze Bandbreite der fotorealistischen Kunst von Stillleben, Landschaften und Stadtansichten bis hin zu extremen Nahansichten und Werbebildern. Künstler wie Pedro Campos, Clive Head, Ben Johnson oder Tjalf Sparnaay stehen für eine Generation von Malern, die die Kunst des 21. Jahrhunderts neu positionieren. Englische Originalausgabe.
