Wer eine Zeichnung kennen lernen möchte und nicht auf das Original zugreifen kann, benötigt eine Reproduktion. Ehe die Photographie seit Mitte des 19. Jahrhunderts diese Aufgabe übernahm, nutzte man Reproduktionsgraphiken, die oft in Form von Mappenwerken publiziert wurden. Diesem spannenden Kapitel kunsthistorischer Wissenschaftsgeschichte wird in diesem Buch nun erstmals nachgegangen und die Genese der Mappenwerke in Bezug auf ihr kunsttheoretisches und kulturgeschichtliches Umfeld untersucht. Die Mappenwerke entwickelten sich vom Liebhaberobjekt des Kenners zum Arbeitsmaterial des Kunsthistorikers. Man studierte an ihnen den zeichnerischen Stil eines Parmigianino, Raphael oder Rembrandt, schärfte das visuelle Gedächtnis und die Urteilsfähigkeit. Im Zuge des stetig wachsenden wissenschaftlichen Interesses veränderten sich die Graphiken und Texte der Mappenwerke.