Das Capriccio wird analysiert als Teil einer Vorgeschichte der Moderne. Das Buch bietet eine systematische Begriffsgeschichte und eine grundlegende Darstellung des Capriccio als ästhetische Kategorie in der italienischen Kunst und Kunsttheorie des 16. und 17. Jahrhunderts. Das Capriccio kann in allen Gattungen auftreten und kennzeichnet zumeist einen Gegenstand ästhetischen Gefallens. Geläufig in der Kunstgeschichte ist seine Bedeutung als eine Art »Ziegenbocksprung des Geistes«, womit launige, gewitzte und willkürliche Einfälle gemeint sind, die voraussetzungslos neu sind oder so verstanden wurden. Das Augenmerk richtet sich dabei nicht nur auf das Neue als Ergebnis, sondern ebensosehr auf die prozessualen Bedingungen seiner Entstehung. Das Capriccio konnte Karriere machen, da es im Kanon der Kunsttheorie keinen festen Platz hat; dafür ist seine Impulsmacht für die künstlerische Freiheit, die sich von der Naturnachahmung zu emanzipieren beginnt, zu groß. Die Analysen riskieren daher einen Blick hinter die Fassade der orthodoxen Naturnachahmung, deren Mimesis-Konzept die Kunsttheorie bis in die Moderne hinein leitet. Es geht um kreativen Eigensinn, der sich in spontanen Willkürakten ebenso äußern kann wie in der originellen Normstörung. Eine erhebliche Rolle spielt dabei die künstlerische Phantasie, von der die Innovationen in der Kunst getragen werden. Im Buch wird ihr jeweiliges historisches Verständnis im Kontext des Capriccio rekonstruiert. »Ein Kapitel für Kapitel gelungener Versuch, aus den Quellen heraus ebenso umfassend wie minuziös belegt und gut beschrieben.« (Kunstchronik)