Hier wird eines der großen »heimlichen« Themen in der Kunst des 19. Jahrhunderts und mit ihm sein schillerndster Vertreter, der symbolistische Künstler, Bürgerschreck, Bohémien, Pornograf und Melancholiker aus Belgien, Félicien Rops (1833-1898), befragt. »Dieser seltsame Hang zu den Verwirrungen des Fleisches, dieser Drang zur Ferkelei um der Ferkelei willen (...), dieser fade und begrenzte Trieb, der letztlich mit dem Zeugungsinstinkt nur sehr entfernte Beziehungen hat, bleibt eigentümlich rätselhaft, wenn man darüber nachdenkt... « schreibt 1896 der berühmte französische Autor und Kritiker Joris-Karl Huysmans in einem Text über Félicien Rops zwei Jahre vor dessen Tod 1898. Mit seinen als dämonisch und schändlich angesehenen Arbeiten kreierte er seinen eigenen Mythos, frönte als »Wüstling« und Dandy einem freiheitlichen Lebensstil - und hat die Kunstgeschichte mit seinem Humor bereichert. Diese bissige, geniale aber auch zweifelnde Künstlerpersönlichkeit an der Grenze zwischen Kunst und Psychiatrie steht im Zentrum der Betrachtung. Im imaginären Dialog mit dem großen belgischen Symbolisten stehen weitere Künstler wie Louise Bourgeois, Hans Bellmer, Jean Dubuffet, Tracey Moffatt, Francis Picabia, Bjarne Melgaard, Yue Minjun und eine Reihe von künstlerisch tätigen Menschen, die unter der Bezeichnung Outsider-Kunst an der Grenze zwischen Kunst und psychischen Extremzuständen leben und arbeiten. Üppig illustriert, kann der Leser sich an den grenzgängerischen »Galanterien« des Felicien Rops und seinen Nachfolgern erfreuen, eine unterhaltsame wie lehrreiche Lektüre! Mit dieser schillernden Ausstellung verabschiedete sich übrigens Jan Hoet als Gründungsdirektor des MARTa Herford!