Seit dem Mittelalter bestand für die Frauen das Problem, daß der Begriff Weiblichkeit durch Vorstellungen verkörpert wurde, denen sie sich zu unterwerfen hatten, wie z.B. erlaubtes Verhalten oder notwendige Pflichten. Ein Selbstbildnis zu malen hieß, die Kluft zu überbrücken zwischen dem, was die Gesellschaft von Frauen, und dem, was sie von Kunstschaffenden erwartete. Nur wenn man versteht, daß Frauen durch ein gewisses Wohlverhalten kritische Reaktionen von vornherein zu vermeiden suchten, kann man auch ihre Selbstporträts verstehen, kann nachvollziehen, daß sie sich weitgehend auf Sujets beschränkt sahen, die mit ihrer Rolle als Frau und Mutter oder mit ihrer Stellung in der Welt der Kunst zu tun hatten.