Peuckerts Schlesien-Buch ist kein wissenschaftliches Werk im strengen Sinne, sondern wendet sich an ein breites Publikum. Es ist keine regionalhistorische Studie herkömmlichen Stils, die Peuckert anstrebt, sondern ein synthetisches Kulturbild, mit dem er die wissenschaftliche Volks- und Landeskunde seiner Zeit darstellerisch und methodisch überwinden will. Zu seinem Ziel heißt es im Klappentext des Buches (der in dieser Ausgabe nicht enthalten ist): »Die Literatur über Schlesien ist gewiß nicht klein, aber in Monographien und historischen Abhandlungen ist der Geist dieser Landschaft nicht einzufangen. Peuckert geht darum einen anderen, seltener betretenen Weg. Er gibt eine wirkliche Lebensbeschreibung, bei der auch kleine Züge ihr Gewicht für den Ausdruck des Ganzen behalten.« Damit ist Wesentliches über die Struktur des Buches gesagt. Nicht eine historische Dokumentation soll dem Leser vorgelegt werden, sondern eine lebendige, bis in die Gegenwart reichende »Lebensbeschreibung« Schlesiens. Vom Mythos bis zu den gewaltigen Industrialisierungsschüben des 20. Jahrhunderts reicht seine Darstellung, von der adligen Welt bis zur Schicht der Bauern und Arbeiter. Die erste Auflage des Werkes, die hier erneut vorgelegt wird, repräsentiert auf diese Weise eine Landes- und Volkskunde in enger Verbindung mit Literatur- und Geistesgeschichte, die soziologische und ökonomische Ausblicke natürlicherweise ebenso berücksichtigt. Die heute geforderte Interdisziplinarität ist hier bereits verwirklicht.