Jeder kennt den romantischen Mythos von der Rebellion und dem Sturz der Engel. Dieser Mythos, der Dante Alighieri zu den schönsten Zeilen seiner »Göttlichen Komödie«, und da besonders der Hölle, und John Milton zu einer unvergesslichen Episode in »Das verlorene Paradies« inspirierte, hatte so mancher Kirchenlehrer und Kirchenvater nach Belieben ausgeschmückt und teilweise entstellt. Ein weiterer Mythos, der zwar einen völlig anderen, aber nicht weniger poetischen Charakter hat und gleichermaßen von christlichen und jüdischen Kirchenschriftstellern aufgegriffen wurde, erzählt von Engeln Gottes, die sich in die Töchter der Menschen verliebten und mit ihnen gesündigt haben und zur Strafe für ihre Sünde aus dem Himmelreich, dem Reich Gottes, ausgestoßen und in Dämonen verwandelt wurden. Beide Mythen stellen die Dämonen als gefallene Engel dar und führen ihren Sturz auf eine Sünde zurück: Neid oder Stolz im ersten, verbrecherische Liebe im zweiten Fall. Die Ursprünge Satans als allumfassende Personifikation des Bösen, die weit weniger romantisch ist und gleichzeitig deutlich tiefer und noch weiter zurückgeht, werden in diesem Band eingehend erläutert.