Wolfgang Emmerichs »Kleine Literaturgeschichte der DDR« ist ein Standardwerk zum Thema. 1981 erstmals in Darmstadt erschienen und bis zur Wende in mehreren Auflagen aktualisiert, entnahmen ihm zwei Studentengenerationen im Westen ihr Wissen über die Literatur der DDR, deren Kulturpolitiker ihrerseits das Buch derart fürchteten, dass sie das einzige offiziell existierende Exemplar des Landes im Giftschrank der Deutschen Bücherei Leipzig verschlossen. Mit seiner erweiterten Neuauflage ordnet Emmerich die DDR-Literatur seit 1945 in ihr zeitgeschichtliches Geflecht und untersucht die Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen der Autoren. In einem Ergänzungskapitel zur Literatur 1989-95 führt er darüber hinaus die Linien dieser Entwicklung über den Wendepunkt des Mauerfalls und der Selbstauflösung der DDR hinweg, beschreibt den Zusammenbruch des staatlich gelenkten Literaturbetriebes, die Querelen um die Vereinigung von Akademie, Schriftstellerverband und PEN und den Verlauf des Literaturstreites, der sich 1990 an Christa Wolfs »Was bleibt« entfachte. Er benennt die Details des Zensurgetriebes, die Stasi-Unterwanderung der Prenzlauer-Berg-Szene oder die entsprechenden Verwicklungen namhafter Literaten. Das Wichtigste bei alldem bleibt für Emmerich jedoch immer der literarische Text selbst sowie dessen angemessene Würdigung und Analyse. Ergänzt um eine ausführliche Bibliographie, die synoptische Zeittafel und das Personenregister ist Emmerichs Buch für das Verständnis der DDR-Literatur unentbehrlich.