Auf dem Gelände der Druckerei in München, Schellingstraße 39, in der der »Völkische Beobachter«, das Zentralorgan der Nazis, erschienen war, verwirklichte die amerikanische Besatzungsmacht bereits im Sommer 1945 das ehrgeizige Projekt einer unabhängigen Tageszeitung. Es wurde die »Neue Zeitung« mit Erich Kästner als Feuilletonchef. Schon am 18. Oktober 1945 erschien die erste Nummer dieser bedeutendsten Nachkriegszeitung, für die ein einmalig prominenter Autorenkreis schreiben sollte: Alfred Andersch, Bertolt Brecht, Max Frisch, Hermann Hesse, Stefan Heym, Karl Jaspers, Heinrich und Thomas Mann, Anna Seghers, Franz Werfel, Carl Zuckmayer und viele andere Berühmtheiten sorgten für eine Auflage von bis zu zweieinhalb Millionen Exemplaren täglich. Wilfried F. Schoeller hat 60 Jahre nach Kriegsende einen Schatz gehoben, der bislang weitgehend unbeachtet geblieben war.