Das christliche Wissen vom Leben und Sterben Jesu gründet vornehmlich in den Darstellungen und Aussagen der Bücher des Neuen Testaments. Aber es gibt weit mehr Schriften aus der Frühzeit des Christentums, die von Jesu Leben, seinen Worten und Taten, von seinem Tod und seiner Auferstehung künden. Es handelt sich um Werke aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert, die nicht in die Bibel aufgenommen, nicht für die Lesung in Gottesdiensten zugelassen und schließlich auch verboten wurden. In ihnen spiegelt sich vielfach eine andere Wahrnehmung der Heilsbedeutung Jesu Christi wider, als wir es aus den Texten kennen, die ab dem dritten Jahrhundert das Neue Testament ausmachen. Auch wenn die Apokryphen von dieser Zeit an radikal aus der großkirchlichen Tradition des Christentums hinausgedrängt wurden, sind sie beeindruckende Zeugnisse einer vielseitigen, frühchristlichen Schrift- und Glaubenstradition.