Die vor 1945 geborenen Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre alte Heimat in Ostpreußen, Litauen oder Schlesien nicht verlassen durften oder wollten - nur wenige von ihnen leben noch. Schlagartig fanden sie sich damals in einer fremd gewordenen Heimat wieder. Sie mussten ihre Kinder auf polnische oder russische Schulen schicken, durften ihre Sprache nicht sprechen und mussten jahrzehntelang über ihr Schicksal schweigen - ein Leben voller Zwänge. Hans-Dieter Rutsch hat auf seinen Reisen entlang der Oder und Memel einige dieser »letzten Deutschen« getroffen: die 74-jährige Helena, die sich in jungen Jahren als Polin tarnte und erst nach dem Ende des Kalten Krieges ihre wahre Identität preisgab; die 78-jährige Christina, die noch heute von den Übergriffen in der Nachkriegszeit traumatisiert ist; Heinrich aus Königsberg, den sein Stiefvater in den letzten Kriegswirren sowjetischen Soldaten »abkaufte« oder Luise aus Wilna, die nach fünfzig Jahren per Suchanzeige ihre Schwester in Deutschland wiederfand. Für sie alle endete der Zweite Weltkrieg erst lange nach Abschluss der Kampfhandlungen - der Autor erzählt ihre Geschichten.
