Kreide- und Pastellmalerei sind adäquate Medien für das Portrait, da sie die warmen Hauttöne und weichen, samtenen Hautoberflächen auf das Papier übertragen können. Folglich gehören Portraits und Kopfstudien zu den wichtigsten Motiven in der Geschichte des Pastells. Der vorliegende Band beschreibt sein relativ plötzliches Aufkommen im späten 17. Jahrhundert in Verbindung mit der Herstellung der zerbrechlichen Pastellkreiden im historischen Kontext: »Künstlerische Techniken haben eine Sozialgeschichte. Sie sind Zeichen, in die ihre kulturelle Bedeutung durch die Gesellschaft eingeschrieben ist«. Die landläufige Meinung, dass die Geschichte des Pastells sich von einer einfachen Form in den Zeichnungen von Leonardo da Vinci, Jean und Francois Clouet und den Dumonstiers hin zu einer zunehmend farbigen und technisch komplexeren Auffassung in den Bildern von Robert Nanteuil, Joseph Vivien und Rosalba Carriera entwickelte, wird hier nicht wiederholt. Stattdessen wird die Auffassung vertreten, dass die Veränderungen ästhetischer und nicht formaler Art sind und eine Reaktion auf die neue soziale Funktion des Pastells. (Text engl., Archetype Publications)